Samstag, 15. Mai 2010

Schiller ("Atemlos Live"-Tour, 15.05.2010, Philipshalle, Düsseldorf)

"Freie Platzwahl" - die Hoffnung auf einen der begehrten Sitzplätze in der Düsseldorfer Philipshalle ließ diverse Fans an diesem Nachmittag bereits einige Zeit vor dem offiziellen Beginn eintreffen. Frühzeitiges Erscheinen sollte sich auszahlen. Konnte man sich gut dreißig Minuten vor Einlass noch weit vorne in der Warteschlange platzieren, so fanden sich fast im Minutentakt mehr und mehr Leute ein.

Die Türen öffneten sich mit etwas Verspätung, die Warteschlangen reichten zeitweise bis ans angrenzende Parkstück, auf der anderen Seite standen die Fans schon fast auf der Schnellstraße.

Schnell waren die Plätze auf den unteren Tribünen und im vorderen Innenraum belegt. Ca. 6.000 Fans fast aller Altersschichten, im Durchschnitt bei Ende 30 anzusiedeln, fanden sich an diesem Abend in der Philipshalle ein und genossen den Sound von Schiller, der einen das zeitgleich stattfindende DFB-Pokalfinale schnell vergessen ließ. Natürlich hätte man sich zurücklehnen, die Augen schließen und dem Klang der Musik lauschen können - aber so wäre einem die ansprechende Lichtshow entgangen. Zugegebener Maßen nicht auf Augenhöhe eines Jean Michel Jarre, aber dennoch absolut angemessen und durchaus sehenswert. Scheinwerfer tauchten Schiller, der bürgerlich Christopher von Deylen heißt, und seine Begleitmusiker in farbiges Licht, die technische Konstruktion, an welcher sich diverse Strahler befanden, war fast pausenlos in Bewegung. Ein ums andere Mal wird man an die blinkenden Lichter eines startenden Raumschiffes erinnert. Auch Anhängern früherer Computerspiele von Commodore und Atari werden sich bei den Lichteffekten in die 80er Jahre zurückversetzt gefühlt haben. Machte der Sound in Bezug auf die Lautstärke anfänglich einen etwas zu aufgedrehten Eindruck, gab sich dieses doch schnell wieder. Schiller bot auf der Bühne eine gute und abwechslungsreiche Mischung aus seinem Repertoire. Ähnlich wie bei dem Franzosen Jarre muss man auch bei von Deylens Musik nicht jeden Song kennen, um das gesamte Klangerlebnis genießen zu können. Es gibt an diesem Abend aber nicht nur Instrumentalmusik zu bewundern. Drei Gastsängerinnen - die bekannteste dürfte die Amerikanerin Kim Sanders sein - stehen Schiller bei gut einer Hand voll Songs zur Seite. Sanders ist auch die Einzige, die ansatzweise für ein "richtiges Konzertfeeling" zu sorgen vermag. Während von Deylen nur sporadisch - aber dennoch stets sympathisch - ein paar Dankesworte ans Publikum richtet, animiert Sanders die Zuschauer zum Mitsingen und geht auf das Publikum ein. Fazit: Zweieinhalb Stunden Musik auf höchstem Niveau, dazu Gastsängerinnen, welche sich perfekt in das Gesamtbild fügten. Schiller entführte die Zuschauer in eine Traumwelt, eine Mischung aus sanften, entspannten Melodien und Club-orientierte Dance-Sounds. Natürlich hätte es dem ganzen die Krone aufgesetzt, wenn auch Peter Heppner ("Wolfsheim") für zwei Songs vorbeigeschaut hätte - aber man kann nicht alles haben. Trotz eines zum Großteil instrumentalen Sets kam zu keinem Zeitpunkt Langeweile oder Eintönigkeit auf. Die Anwesenden quittierten das mit minutenlangem Applaus. Dass es nicht immer eines Sängers auf der Bühne bedarf um ein schönes Konzert zu erleben, bewies der 39jährige Deutsche an diesem Abend ohne Probleme. Gerne wieder!